Systemvoraussetzungen für den Videoschnitt mit Premiere Pro

von | 11. Oktober 2014 | 128 Kommentare

Wie sehen optimale Systemvoraussetzungen für ein Schnittsystem mit Premiere Pro CC Version 2014 aus und was kann der Flaschenhals sein, wenn es nicht so rund läuft?
Grundsätzlich gilt natürlich die Regel viel hilft viel, denn Premiere Pro nutzt nahezu die gesamte Power der CPU, der GPU und des Arbeitsspeichers. Auch eine schnelle SSD Festplatte für den Cache und das Programm selbst kann durchaus sinnvoll sein. Was wirklich benötigt wird, hängt von der Art der Projekte ab. Schauen wir uns also an, wann Premiere Pro welche Ressourcen verwendet.

Die Grafikkarte
Eine der wichtigsten Faktoren für flüssiges arbeiten ist die Grafikkarte. Unterstützt werden NVIDIA und AMD Grafikkarten ab 768 MB Grafikkartenspeicher. Seit der Version CC überprüft Premiere Pro nicht mehr ob die Grafikkarte von Adobe zertifiziert ist.

Nicht alle, aber doch immer mehr Videoformate können durch die CUDA oder OpenCL Prozessoren des Grafikchips schneller interpretiert werden. Das ist besonders für Long-GOP Formate wie AVCHD, AVCIntra oder XDCAM interessant. Auch für RAW Formate, wie zum Beispiel RED oder Canon RAW wird das sogenannte Debayering von der Grafikkarte übernommen.

Bei hochaufgelösten Video- oder Bildformaten muss die Grafikkarte genug Speicher haben. Dies wird nach einer ganz einfachen Formel berechnet: Bildbreite x Bildhöhe / 16.384. Für eine Auflösung von 5.184 × 3.456 Pixel braucht man also mindestens 1.094 MB GPU Speicher. Mit weniger Speicher muss man den CUDA bzw. OpenCL Modus ausschalten, da es sonst zu Bildfehlern bei der Wiedergabe und beim Export kommt. Hintergrund ist, dass Premiere Pro mindestens einen Frame des Rohmaterials unkomprimiert an die Grafikkarte schicken muss und diese muss diesen Frame natürlich auch verarbeiten können. Also in Zukunft 20 Megapixel JPEGs aus der Fotokamera vor dem Import auf ein sinnvolles Maß herunter rechnen. Für so was gibt’s übrigens spezielle Bildbearbeitungsprogramme, wie Photoshop!

Ansonsten ist für die Berechnung von Effekten und Blenden die schiere Anzahl der GPU Prozessoren maßgebend. Premiere Pro unterscheidet zwischen GPU beschleunigten Effekten und den CPU Effekten. Im Effektefenster kann man über eine Schaltfläche nach GPU Effekten Filtern. Im GPU Rendermodus wird oder bleibt eine Stelle in der Sequenz als gelb markiert, wenn nur GPU beschleunigte Effekte verwendet werden.

Renderstatus in Premiere Pro

Der farbliche Status in der Premiere Pro Sequenz zeigt in Abhängigkeit vom CPU oder GPU Renderer unterschiedliche Informationen an.

Eine gelbe Linie in der Sequenz muss aber nicht bedeuten, dass ein Effekt verwendet wird. Liegt in der Sequenz ein LongGOP Videoformat wie XDCAM oder AVCHD wird es gelb markiert. Ebenso wenn der Videoclip nicht mit den Einstellungen der Sequenz übereinstimmt – zum Beispiel weil er eine andere Bildwiederholrate oder Auflösung verwendet. Solche Unstimmigkeiten werden genau wie Änderungen in der Bewegung (Position, Skalierung, Drehung oder Deckkraft) von der Grafikkarte berechnet.
Je mehr Prozessoren die Grafikkarte hat, umso flüssiger können komplexe LongGOP Videoformate und GPU beschleunigte Effekte abgespielt werden.

Effekte Bedienfeld in Premiere Pro

Eine Übersicht der GPU Beschleunigten Effekte lässt sich im Effekte Bedienfeld filtern.

Ruckelt es trotzdem bei der Wiedergabe, kann man die Auflösung im Programmmonitor reduzieren oder den betreffenden Clip rendern. Allerdings muss man dafür den Befehl von In bis Out rendern verwenden, da mit dem normalen Return Befehl gelbe Bereiche in der Sequenz grundsätzlich nicht gerendert werden. Um zu überprüfen, ob die Wiedergabe ruckelfrei war, bietet sich die Marke für ausgelassene Frames an, die man im Programmmonitor einblenden kann.

Drop Frame Indikator

Der Drop Frame Indikator wird gelb wenn es ruckelt und zeigt die Anzahl der ausgelassenen Frames an.

Die Wiedergabe ist grundsätzlich auch besser, wenn keine Videoschnittkarte mit einem externen Monitor verwendet wird. Die Grafikkarte kann dann die bereits berechneten Bilder direkt am Monitor ausgeben. Bei Verwendung eines Kontrollmonitors wird das Bild parallel an die Videoschnittkarte weitergereicht, was zu einer kurzen Verzögerung beim Wiedergabestart führen kann. Für bessere Performance verzichtet man also auf eine Videoschnittkarte mit externem Videoausgang – insbesondere, da Premiere Pro CC seit der Version 2015 auch auf dem Grafikkartenausgang eine Halbbildkontrolle über einen HDMI Monitor ermöglicht.

Also Faustregel: komplexe Formate, hohe Bildauflösungen und viele Effekte bedeutet möglichst viele GPU Prozessoren und genug Grafikkartenspeicher.

Prozessor
Es gibt viele Aufgaben, die die Grafikkarte nicht übernimmt und dann springt der Prozessor ein. Insbesondere auch beim Export und Rendering, also der Kodierung von vielen Formaten, verlässt sich Premiere Pro sehr auf die CPU. Zwar werden viele der Effekte auch beim Export noch über die GPU berechnet, aber die fertigen Bilder müssen jetzt auch noch komprimiert werden. Außerdem gibt es noch eine Reihe von Effekten, die nicht von der Grafikkarte berechnet werden können. In diesem Fall nutzt Premiere Pro ebenfalls die CPU. In der Sequenz erkennt man das an einer roten Linie. Beim Einsatz von mehreren Effekten kann es durchaus noch sein, dass auch die GPU ihre Pflicht erfüllt, insofern ergänzt sich dann CPU und GPU Power.

Die Art der CPU ist vor allem abhängig von den benutzten Videoformaten. Wer vor allem H.264 oder HEVC Videos bearbeitet und exportiert, sollte einen Core i7 oder i9 Prozessor mit QuickSynch Technologie verwenden. Denn nur damit lässt sich aktuell die Hardwarebeschleunigung für die Wiedergabe und den Export aktivieren. Für andere Formate sind auch AMDs neuere Threadripper Prozessoren interessant.

Arbeitsspeicher
Umfangreiche Projekte mit vielen Medien brauchen auch etwas mehr Arbeitsspeicher. Noch wichtiger ist aber, dass alle CPU-Kerne mit genügend Arbeitsspeicher versorgt werden können. Da Premiere Pro grundsätzlich alle Kerne des Prozessors nutzt, sollte das System mehr Speicher haben, je leistungsfähiger die CPU ist. Faustregel bei hochaufgelösten Formaten: 1GB Pro CPU Kern sonst läuft das System nicht ordentlich und stürzt häufig ab. In so einem Fall hilft nur den Leistungsmodus von Premiere Pro in den Speichermodus umzuschalten. Dies geht über die Voreinstellungen > Speicher. Allerdings werden dann nicht mehr alle Prozessoren zum rendern verwendet und Premiere Pro ist deutlich langsamer. Dort kann man auch gleich darauf achten, dass genügend Speicher für das Betriebssystem und andere Anwendungen verfügbar bleibt. Also mal in den Taskmanager bzw. die Aktivitätsanzeige schauen, wie viele Prozessoren dort zur Verfügung stehen und dann entsprechend genügend Arbeitsspeicher kaufen. 16 oder 32 GB würde ich bei umfangreicheren HD Sequenzen mit aktuellen Prozessoren empfehlen. Und bei sehr leistungsfähigen Prozessoren mit 16 oder 24 Kernen auch eher zu 32 GB tendieren.

Speicheroptimierung in Premiere Pro

Bei einem starken Prozessor und zu wenig Arbeitsspeicher muss man das Schnittsystem für Speicher optimieren. Das ist zwar langsamer aber dafür stabiler. Wenn es geht also lieber mehr RAM einsetzen

Festplatte
Beim Import von Medien legt Premiere Pro einen Cache für die Darstellung der Audiowellenformen und für die Konvertierung in unkomprimiertes 32-Bit Audio an. Letzteres ist nur bei Komprimierten Formaten, wie MP3 oder AAC Audio notwendig, kann aber sehr Speicherintensiv werden. Wer also auf die Idee kommt sein iTunes Archiv mal in Premiere Pro zu importieren, generiert schnell einige Gigabyte Cache Daten. Bei Stereoclips sind das etwa 150 MB pro fünf Minuten Audiomaterial.

Der Cache Bedarf bei unkomprimierten Formaten ist deutlich kleiner, da hier nur die Darstellung der Waveform gespeichert wird. Wird also primär XDCAM oder ProRes Material bearbeitet, dann bleibt der Cache überschaubar, ist es hauptsächlich AVCHD oder XDCAM-EX wird es schnell mehr Speicherplatz auf der Festplatte.
Der Cache wird bei SSD Festplatten sehr schnell erstellt. Bei langsameren Festplatten muss man deutlich länger warten, bis die Wellenform angezeigt wird oder komprimiertes Audio abgespielt werden kann. Die Cache Einstellungen kann man in den Voreinstellungen unter Medien vornehmen.

Mehr Infos dazu gibt es auch unter http://helpx.adobe.com/premiere-pro/system-requirements.html

Zuletzt noch ein paar persönliche Empfehlung, von Systemen auf denen ich selbst gearbeitet habe und die gut funktionieren: Unter Windows funktionieren Workstations von HP sehr gut. Individuelle Konfigurationen und sehr viel Hardware Know-How zum Thema Videoschnitt bietet Magic Multimedia aus München an. Auf der Mac Seite sind aktuelle iMacs sehr gut für den regulären HD Schnitt geeignet. Die Power und der Preis des Mac Pro lohnt sich wenn man umfangreiche Ultra-HD Projekte bearbeiten möchte.

Premiere Pro als Bestandteil der Creative Cloud können Sie über die Adobe Webseite abonnieren oder auch erstmal über einen Zeitraum von 7 Tagen testen:

Sven Brencher

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