die Oberfläche von Premiere Pro in der nächsten VersionAuf der NAB gibt Adobe einen Einblick in die nächsten Versionen von Premiere Pro, After Effects, Speedgrade, Prelude und Audition. Und es ist ziemlich beeindruckend was da alles drin steckt. Mit Cineware in After Effects lassen sich direkt 3D Dateien aus Cinema 4D importieren, Premiere Pro hat eine komplett überarbeitete Timeline erhalten und Audition kann Geräuschmodelle aus Soundtracks entfernen. Und das ist erst der Anfang…

Premiere Pro – viel gelernt im Broadcast Einsatz

Es gibt einfach zu viele Neuerungen in Premiere Pro, um hier alle aufzuzählen. Ich habe in den letzten Jahren tatsächlich noch keine Premiere Pro Version mit so vielen neuen Funktionen auf einmal gesehen. Und so gehören einige der größten Schwächen der Vergangenheit an: Zum Beispiel das verbinden von Offline Medien. Ein eigener Dialog zeigt mir jetzt übersichtlich an, welche Daten fehlen, wo diese mal waren und in welcher Form ich sie ersetzen möchte. Dabei kann ich sogar andere Dateiendungen zuweisen und nach Timecode synchronisieren.

Sehr viele Wünsche von Final Cut Anwendern wurden berücksichtigt: ein neuer Audio Clipmixer als Ergänzung zum Track-Mischer, die Möglichkeit Through-Edits wieder zu verknüpfen oder Clips per Tastaturbefehl von einer Spur auf eine andere zu verschieben. Und wo wir schon von der Timeline sprechen – nachdem Adobe in Premiere Pro CS6 die ganze Benutzeroberfläche angepasst hat, ist jetzt das Schnittfenster fällig gewesen. Speicherbare Spurhöhen, logische Quellzuweisung, anpassbare Videoheader und eine Hervorhebung von doppelt verwendeten Frames.

Das tc electronic Lautstärkeradar in Premiere ProMan merkt, dass Adobe viel gelernt hat, seit Premiere Pro immer mehr Anklang im professionellen Videoproduktions- und Fernsehbereich findet. Und so geht es dann auch weiter mit einer Steuerung des Audiospur-Mixers über externe Geräte via Mackie oder Logic Control, einem Edit-to-Tape Bedienfeld und der Möglichkeit Closed Captions im Schnittfenster anzulegen. Die Messung des Tons über EBU R128 LUFS – ebenfalls eine Anforderung im Broadcast Bereich – ist jetzt über ein Lautstärkeradar durchführbar. Das integrierte Plugin von tc electronic wird einfach als Effekt über den Audiospur-Mixer zugewiesen.

Als ob das jetzt für ein Release noch nicht genug wäre, lassen sich ganz nebenbei noch Videoclips für mehrere Szenen aus verschiedenen Kameraperspektiven in einem einzigen Arbeitsschritt über die Audiosignale synchronisieren. Und Adobe liefert sowohl Avid DNxHD wie auch Apple ProRes quasi out-of-the-box – pardon out-of-the-cloud sollte man wohl besser sagen – dazu.

Ist das jetzt alles? Nein – aber fürs erste das Wichtigste. Ich bin auch gerade dabei für Video2Brain die Neuerungen von Premiere Pro aufzuzeichnen, aber es wird wohl kein kurzes Training 🙂 Es ist auch gleichzeitig meine erste Aufzeichnung aus dem eigenen Studio in Eckernförde. Statt einem Flug nach Graz brauche ich jetzt nämlich nur noch ein paar Treppenstufen nach oben zu gehen! Sehr angenehm.

After Effects meets Cinema 4D

Die verbesserte Zusammenarbeit zwischen After Effects und Cinema 4D kommt nach einer Ankündigung von Maxon im März nicht mehr sehr überraschend. Überraschend dürfte sein, wie weit diese Zusammenarbeit geht. Tatsächlich wird jetzt mit After Effects eine Cinema 4D Lite Variante installiert und diese lässt sich sogar aus After Effects starten. Eine C4D Datei kann After Effects über das integrierte Cineware Plugin direkt im Kompositionsfenster rendern. Umständliche Workflows über gerenderte Bildsequenzen mit Multipasses und dergleichen ist damit so gut wie überflüssig. Natürlich erkennt After Effects automatisch, wenn Cinema 4D in der Prime, Broadcast, Visualize oder Studio Variante installiert ist und verwendet dann diese statt der Lite Version.

So lassen sich aber nicht nur 3D Objekte und Animationen leichter in After Effects Kompositionen integrieren; auch der Austausch von Kameradaten geht über das Cineware Plugin auf Knopfdruck. Im Zusammenspiel mit dem 3D Kameratracker von After Effects lassen sich damit Kameradaten aus Videomaterial berechnen und an die 3D Szene in Cinema 4D weitergeben. Es ist fast zu einfach geworden 🙂

Trotzdem blieb dem After Effects Team noch genug Zeit ein paar weitere Verbesserungen in die neue Version aufzunehmen. Der Warp Stabilizer VFX (an der deutschen Übersetzung Verkrümmungsstabilisierung VFX breche ich mir einfach die Zunge) kann jetzt umgekehrt stabilisieren. Äh – wozu ist das denn gut, war auch meine erste Reaktion. Aber eigentlich ganz cool: ich kann eine Kamerabewegung oder ein einzelnes bewegtes Objekt stabilisieren, darauf eine Retusche durchführen und danach die Original-Bewegung wiederherstellen. Die Retusche auf dem bewegten Objekt durchzuführen wäre ungleich schwieriger.

Und noch ein Wunsch ist wahr geworden: Haare freistellen geht jetzt auch mit Videoclips. Denn das Kantenverfeinerungs-Werkzeug von Photoshop hat Einzug in After Effects erhalten. Vielleicht brauche ich meine neue Hohlkehle im Studio jetzt doch nicht mehr grün zu streichen… Obwohl bei langen Szenen der Echtzeit Chroma-Keyer in Premiere Pro natürlich deutlich effizienter ist. Aber vielleicht spielt das nach meinem Friseurtermin am Samstag auch keine große Rolle mehr.

Wer es jetzt nicht abwarten kann, mehr Informationen über die neuen Videoprogramme von Adobe zu erhalten, der sollte sich “Psst. NAB sneak peeks are here” ansehen. Dort gibt es viele Videos und PDF Dokumente zu den neuen Programmen und Funktionen. Und ich setze mich jetzt mal wieder an den PC und nehme weitere Videotutorials auf, die Ihr dann bald bei Video2Brain finden könnt.