Videoclips in optimaler Qualität mit dem Adobe Media Encoder exportieren

von | 29. August 2016 | 35 Kommentare

Arbeitsoberfläche vom Adobe Media Encoder

Parallele Kodierung, überwachte Ordner und eine umfangreiche Liste mit Vorgaben für die unterschiedlichsten Videoformate – der Adobe Media Encoder beinhaltet viele Funktionen für die Videokodierung.

Es gibt so viele verschiedene Videoformate, dass die Kodierung von Videos schon zu einem frustrierenden Erlebnis werden kann. Welches Videoformat nutzt man am besten für welche Aufgabe und wie wird es optimal eingestellt damit am Ende eine gute Qualität und eine akzeptable Dateigröße bzw. Datenrate dabei herauskommt? Leider gibt es kein Videoformat, dass allen Anforderungen gerecht wird und so erfüllt jeder Videocodec bestimmte Aufgaben.
Bevor Sie Videoclips für die Bearbeitung von Sequenzen codieren, sollten Sie überlegen, wofür das Video gedacht ist und für verschiedene Wiedergabegeräte auch unterschiedliche Videoformate einplanen. Genau in dieser Aufgabe liegt die Stärke des Media Encoders. Vereinfacht gesagt bietet er eine Warteschlange für die Kodierung von Videos in die unterschiedlichsten Formate und Codecs.

Grundlagen der Videokodierung

Der Begriff Codec steht für Compressor/Decompressor. Um ein Video zu kodieren – also zu komprimieren – muss ein Compressor installiert sein, der weiß mit welchen Verfahren oder Algorithmen er ein Video erstellen kann. Auf der Wiedergabeseite wird der entsprechende Decompressor benötigt, der diese Algorithmen wieder auslesen kann. Und natürlich ein Gerät, das diese mehr oder weniger komplexen Algorithmen schnell genug wieder in Bilder umwandeln kann.

Die Kompression ist notwendig, da unkomprimierte Videodateien deutlich zu viel Speicherplatz einnehmen würden. Verschiedene Techniken werden herangezogen, um die Dateigröße insgesamt bzw. die Datenrate pro Sekunde beim abspielen zu verringern. Um also ein Video erfolgreich zu komprimieren, muss man zuerst wissen, was ein Gerät überhaupt dekodieren kann und wie hoch die Datenrate sein darf, damit das Video über eine bestimmte Verbindung transportiert werden kann.

Aufgaben von Videoformaten

Videoformate wurden für eine Reihe von verschiedenen Aufgaben entwickelt. Die Aufzeichnung in der Kamera, die Verarbeitung in einem Schnittprogramm, die Archivierung von Filmen, die Veröffentlichung und die Wiedergabe im Fernsehen, Kino, Internet, Media Playern und auf zahlreichen mobilen Geräten, wie Tablets, Smartphones. Nicht zu vergessen sind auch Datenträger, wie Blu-ray und DVD oder ein Media Center.

Media Encoder Vorgaben

Vorgaben: Für jede Wiedergabe-Option bietet der Media Encoder das passende Format und dazu noch zahlreiche Systemvorgaben, aus denen man nur noch eine optimale auswählen und anpassen muss.

Wenn man den Media Encoder startet, dann erschlägt den Anwender als erstes eine umfangreiche Liste der verschiedenen Formate. Zeit also die vom Media Encoder unterstützten Exportformate bestimmten Aufgaben zuzuordnen:

  • Veröffentlichung von Videos für Media Player, mobile Geräte, Webseiten und online Streaming Services: Der Grund weshalb H.264 so viele Einstellungsmöglichkeiten bietet, sind die vielen Anwendungsgebiete dieses sehr flexiblen Formats.
  • Video für Präsentationen in PowerPoint und Co.: Windows Media oder H.264 (ab Office Version 2010). Ein Windows Media Clip kann nur unter Windows exportiert werden. Apple Keynote unterstützt nur H.264.
  • Archivierung, Schnitt und Sendeformate: AS-11, DNxHD MXF OP1a, MXF OP1a, P2-Film und QuickTime. Insbesondere MXF OP1a bietet sehr viele bekannte Videoformate, wie XDCAM HD 422 oder AVC-Intra. DNxHD ist gut geeignet für den Austausch mit Avid Schnittprogrammen, während unter QuickTime der ProRes Codec ein weit verbreitetes Format zur weiteren Bearbeitung von Videoclips ist. ProRes kann nur am Mac exportiert werden, allerdings kann Premiere Pro das Format unter Windows zumindest abspielen. AS-11 ist eine moderne Erweiterung von MXF OP1a und ermöglicht die Speicherung von Metadaten in der Videodatei. Neu im Media Encoder ist das Cinemform Format dazugekommen. Gerade bei 4K und 6K Auflösungen ist es ein guter Codec zur Archivierung und weiteren Bearbeitung von hochaufgelöstem Videomaterial. Eine neue Vorgabe für MXF mit Namen “Mit Quelle abgleichen (Erneut verpacken)” erlaubt es verschiedene Codecs von Kameras mit einem MXF Wrapper zu versehen, ohne die Videodaten erneut zu kodieren.
  • Export für Kino Projektoren (Digital Cinema): Wraptor DCP ist ein Format für digitale Kinoprojektoren. Um einen solchen Videoclip am Computer abzuspielen ist spezielle Software von QuVIS notwendig.
  • DVD Ausgabe: Die DVD erlaubt nur MPEG2 und das auch nur mit bestimmten Einstellungen. Daher ist das Format MPEG2-DVD gut geeignet, um keine Fehler zu machen.
  • Blu-ray Ausgabe: Die Blu-ray unterstützt zwei Videoformate und damit die Einstellungen auch mit der Scheibe kompatibel sind, gibt es die Formate MPEG2 Blu-ray und H.264 Blu-ray.
  • Bildsequenzen: DPX wird aufgrund der hohen Qualität für Farbkorrekturen du Kino-Belichtung verwendet, Targa und TIFF sind gut für die weitere Bearbeitung von Bildern und JPG und PNG sind für die Veröffentlichung gedacht.
  • Audioformate: AIFF und Waveform Audio für die weitere Bearbeitung von Audioclips und MP3 und AAC für die Veröffentlichung von Audiodateien.
  • Mehr oder weniger obsolet sind die beiden Formatvorgaben für MPEG2 und MPEG4. Das MPEG2 Format bietet sehr viele Einstellungen, die nicht mehr Blu-ray oder DVD kompatibel sind und statt MPEG4 sollte man lieber H.264 verwenden.

Diese Liste zeigt schon, dass man je nach Aufgabe, unterschiedliche Formate benötigt und mit jeder Version des Media Encoders kommen neue Formate dazu. Gleichzeitig wurden mit der Version CC 2014 auch mal Formate abgeschafft. Wer für ältere Generationen des Flash Players FLV oder F4V exportieren möchte, der sollte eine ältere Version des Media Encoders parallel installieren. Alternativ unterstützt auch der Flash Player schon seit einigen Jahren das H.264 Format – und genau genommen basiert auch F4V darauf.

Ebenso vermisst man Webm und Ogg Vorbis – die nativen Formate für HTML5 Video. Da sich aber auch bei immer mehr Browsern H.264 nativ durchsetzt und momentan auf den meisten Webseiten Verwendung findet, ist die Frage ob Adobe diese Formate noch in den Media Encoder bringen wird. Alternativ ist sonst das Firefox Plugin Firefogg für Webm und Ogg Vorbis eine Lösung.

Bevor wir uns jetzt den speziellen Eigenschaften dieser Formate zuwenden erst mal ein paar allgemeine Grundkenntnisse zur Komprimierung von Videodateien.

Komprimierungstechniken

Bei der Videokonvertierung gibt es eine ganze Reihe Begriffe, die nicht unbedingt selbsterklärend sind. Um nachher eine gute Qualität zu erhalten, ist es natürlich sinnvoll sich damit auseinander zu setzen.

Datenrate bzw. Bitrate

Die Aufgabe der Videokompression ist es die Datenrate so klein wie möglich zu halten und gleichzeitig eine möglichst hohe Qualität zu erhalten. Die Datenrate wird meistens in Megabits pro Sekunde (MBit/s) angegeben. Wie beim abspeichern von einem JPEG kann man sich vorstellen, dass die Datenrate höher sein muss, je größer die Videoauflösung und je schneller die Bildwiederholrate sein sollen. Manche Videoformate erlauben es zwar die Datenrate bei akzeptabler Bildqualität enorm niedrig zu bekommen, aber diese Clips sind dann oft nicht mehr für eine weitere Bearbeitung zu gebrauchen. Jede erneute Änderung führt sofort zu sichtbaren Artefakten und wenn man diese Videos dann erneut kodiert ist das Ergebnis nur noch fürchterlich. Daher gibt es Archiv und Schnittformate. Diese eignen sich gut für die Weiterverarbeitung, haben aber allesamt auch recht hohe Datenraten. Hier mal eine nicht vollständige Liste sortiert nach Datenraten zur Orientierung:

  • Kleiner als 1 MBit/s: Videos mit niedriger Auflösung für Internet Streaming bei niedrigen Bandbreiten
  • 1-2 MBit/s: Moderate Videoqualität und Auflösung für Internet Streaming
  • 5-9 MBit/s: Online HD Videos in recht guter Qualität oder DVD in SD Bildauflösung
  • 16 MBit/s: AVCHD Kameras verwenden solche Datenraten bei der Aufzeichnung in HD. Das Material ist stark komprimiert und fordert eine hohe Leistung beim Schnitt. Farbkorrektur und Keying sind oft schwierig.
  • 25-35 MBit/s: Die Blu-ray verwendet solche Datenraten für die Wiedergabe von HD Videos.
  • 50 MBit/s: XDCAM HD 422 verwendet diese Datenrate bei der Aufzeichnung von Videos in HD und Sendequalität. XDCAM HD 422 als MXF wird auch oft für die Archivierung eingesetzt.
  • 100 MBit/s: Sehr hochwertige Videocodecs wie zum Beispiel AVC-Intra Class 100 oder XAVC Intra 2K verwenden solche Datenraten für HD Auflösungen. Oft in höherer 10-Bit Farbtiefe für Farbkorrektur und Keying in sehr guter Qualität.
  • > 100 MBit/s: Produktions- und Kameraformate für 4K Aufnahmen oder HD Aufnahmen mit hohen Bildwiederholraten.

An dieser Liste erkennt man schon den großen Spielraum bei der Datenrate und reduziert schon automatisch die Erwartungshaltung bei niedrigen Datenraten eine top Qualität zu erhalten. Um die Datenrate auch bei einer hohen Videoqualität und großen Auflösungen moderat zu halten, nutzen Videoformate die Intra- und Interframe Kompression.

Intraframe und Interframe Kompression

Eine Intraframe Kompression bezieht sich auf die Kompression innerhalb eines einzelnen Bildes. Sie ist mit dem JPEG Format vergleichbar und hat den Vorteil, dass jedes Bild alle Informationen enthält. Ein Schnittprogramm kann solche Formate sehr leicht bearbeiten. Der Nachteil ist, dass man meistens eine sehr hohe Datenrate benötigt, um eine gute Qualität zu erhalten. Formate, wie Apple ProRes basieren zum Beispiel auf dieser Technik.

Intraframe Kompression

Intraframe Kompression: Bei niedrigen Datenraten sieht man wie hier in der 8-fachen Vergrößerung vermehrt Artefakte in detailreichen Bildern (rechtes Bild). Bei zu schlechter Videoqualität sind diese leider auch bei normaler Darstellung schon sichtbar.

Um Videodateien noch kleiner zu bekommen, werden meistens Bildgruppen gespeichert. Diese werden auch GOP – was für Group of Pictures steht – genannt. Eines der ersten Formate, dass diese Interframe-Technik verwendet hat, war MPEG2. Das erste Bild – auch I-Frame genannt – enthält dabei jeweils alle Informationen und in den folgenden Bildern werden nur Änderungen gespeichert. Diese I-, B- und P-Frames folgen einer festen Struktur. B- und P-Frames stehen für Be- und Pre-Interpolated Frames. Gemeinsam bilden Sie die sogenannte GOP Struktur.

Wenn sich im Video nicht viel ändert – zum Beispiel bei der Aufzeichnung von einem Vortrag, dann ist die Interframetechnik enorm effizient. Bei einem Action-Trailer mit vielen Schnitten, muss die Datenrate dagegen wieder etwas höher sein, da entsprechend viele Änderungen von einem zum nächsten Bild auftauchen.

Interframe Kompression

Interframe Kompression: Videoclips werden oft als Bildgruppen (GOPs) gespeichert. Dabei entfällt ein Großteil des Speicherbedarfs (in der Grafik durch orangene Balken dargestellt) auf sogenannte I-Frames. In B- und P-Frames werden nur noch Änderungen gespeichert. Bei niedrigen Datenraten und häufigen Schnitten hilft das 2-Pass-Encoding, um Informationen vom nächsten I-Frame schon vorher zu verwenden.

Für die Erstellung einer GOP Struktur gibt es eine konstante oder eine variable Bitrate. Die Constant Bit Rate (CBR) eignet sich für Streaming, da die Datenrate im gesamten Videoclip gleich bleibt und so der Streaming Server genau messen kann, welche Datenrate für die jeweilige Verbindung am besten geeignet ist. Wird die Verbindungsgeschwindigkeit besser oder schlechter, kann der Streaming Server einfach ein Video mit einer anderen Datenrate senden. Die Videos mit unterschiedlichen Datenraten müssen natürlich vorher produziert werden. Auch bei Aufzeichnungen auf Bändern kommen meistens konstante Datenraten zum Einsatz. Bei einer variablen Bitrate geht man von einem Durchschnittswert aus. Wenn das Video dann komplexere Inhalte aufweist, kann diese Datenrate bis zu einem vorher definierten Maximum erhöht werden. So wird die Videodatei insgesamt kleiner, da die durchschnittliche Datenrate niedriger sein kann als eine konstante Datenrate und nur bei aufwendigen Szenen bis zum Maximum erhöht werden muss. Ganz gute Erfahrungen habe ich gemacht, wenn die maximale Datenrate ca. 120-140% über der durchschnittlichen Bitrate liegt.

Bei der Aufzeichnung innerhalb einer Kamera ist die GOP Methode ebenfalls sehr effizient und da es keine Szenenwechsel gibt, können auch sehr lange Bildgruppen verwendet werden. Man nennt diese Formate – wie zum Beispiel AVCHD, das auf H.264 basiert – Long-GOP Formate. Für das Schnittprogramm sind sie sehr mühsam in der Berechnung, da für die Darstellung eines einzelnen Bildes immer eine ganze Serie von Bildern geladen werden muss. Beim Schnitt wird man sich natürlich nicht mehr an diese Bildgruppen halten, sodass beim Export die Bildgruppe bzw. die GOP Struktur erneut berechnet werden muss. Zusätzlich ist bei der variablen Bitrate auch ein 2-Pass Encoding zu empfehlen, bei dem es möglich ist, dass Bildinhalte nicht nur von den vorangegangenen Bildern verwendet werden können, sondern auch von noch folgenden Bildern. Kommt ein Schnitt mitten in der Gruppe vor, wäre es sonst sehr schwierig das Bild mit einer niedrigen Datenrate aus dem vorangegangenen Bild herzustellen und es kommt zu starken Artefakten. Erst wenn dann das neue I-Frame kommt wird die Qualität wieder besser. Das 2-Pass Encoding dauert zwar etwas länger, aber es werden dann B- und P-Frames eingesetzt, die Informationen in beide Richtungen übernehmen können. Für das Abspielgerät heißt es auch, dass es erst die ganze Gruppe einlesen muss, bevor es ein Bild aus einer Gruppe anzeigen kann.

Am meisten Schwierigkeiten haben GOP-basierende Formate nicht nur mit sehr detailreichen Bildern, sondern vor allem auch mit Blenden. Innerhalb einer Blende gleicht kein Bild dem vorherigen oder nächsten und daher sieht man aufgrund der niedrigen Datenrate in B- und P-Frames sehr viele Artefakte. Möchte man kleine Dateigrößen für Internet erzielen sollte man also auf schnelle Schwenks, weiche Blenden und kontrastreiche Grafiken verzichten. Gerade hier kommt es sehr stark zur Bildung von Artefakten. Mit höheren Datenraten stellen auch diese Gestaltungsmittel kein Problem mehr dar.

Zuletzt erreicht man eine niedrige Datenrate auch durch eine Reduzierung der Bildauflösung. Eine Halbierung des Bildes in der Breite und Höhe bedeutet nur noch ¼ der Pixeldaten, die kodiert werden müssen. Niedrigere Bildwiederholraten bringen dagegen nicht so viel, denn je mehr Bilder pro Sekunde verwendet werden, umso geringer sind auch die Änderungen, die von Bild zu Bild gespeichert werden müssen. GOP Formate sind in Bezug auf höhere Bildwiederholraten sehr effizient. Außerdem gleichen diese den Verlust von Halbbildern aus, die man auf Computermonitoren nicht verwenden kann.

Der Fluch der Halbbilder beim Videoexport

Längst verkauft uns die Industrie Fernsehgeräte mit 800 Hz Technologie, aber von Halbbildern aus der Zeit der Röhrenmonitore kommen wir nicht mehr weg. Sogar Telefone schaffen es mittlerweile mehr als 120 Bilder pro Sekunde aufzuzeichnen. Genug geärgert. Die Idee der Halbbilder ist es eine flüssige Bewegung zu erhalten. Dafür wird das Bild in eine obere und eine untere Zeile zerlegt und diese mit einem zeitlichen Versatz von 1/50 Sekunde aufgezeichnet. Dadurch ergeben sich Streifen, die am Fernseher dadurch ausgeglichen werden, dass dieser die Zeilen im Wechsel anzeigt. Ein Computer Monitor, ein Tablet oder ein Smartphone beherrschen diese Art der Darstellung nicht, sodass die Halbbilder zusammengerechnet werden müssen. So hat man zwar eine niedrigere Bewegungsauflösung – die durchaus bei schnellen Schwenks ruckelig aussehen kann – aber auch keine Streifen mehr im Bild. Durch das Zusammenfügen der beiden Halbbilder – auch als Deinterlacing bezeichnet – können stattdessen leichte Treppeneffekte an scharfen Kanten zu sehen sein.

Möchte man für Fernsehen und Internet in hoher Qualität produzieren, kann man darüber nachdenken bei der Aufzeichnung eine Kamera mit 50 Vollbildern pro Sekunde zu verwenden. Ist das Ziel nur Internet und kein Fernseher, bieten sich sogar 60 Bilder pro Sekunde an, da diese Bewegungsauflösung besser zu den 60 Hz Displays passt. Das entspricht dann aber nicht mehr dem hier üblichen Fernseh-Standard PAL.

In jedem Fall ist die Wahl der Bildwiederholrate immer mit Kompromissen versehen und man kann es nur optimal für ein Medium produzieren und für alle anderen dann eben bestmöglich Konvertieren. Der Media Encoder verwendet eine Frame-Überblendungs-Technik, die man einschalten kann, wenn die Bildwiederholrate des Ausgangsmaterials nicht der Zielrate entspricht. In After Effects kann man auch eine Pixel-Interpolation verwenden, bei der echte Zwischenbilder berechnet werden, aber der Aufwand dafür ist auch deutlich höher und in manchen Fällen können durch fehlerhaft berechnete Elemente Pixelartefakte auftreten. Am besten entscheidet man schon beim Dreh, welches Einsatzgebiet für den fertigen Film am wichtigsten ist und wählt dann eine entsprechende Kamera aus.

Vom Schnitt zum Export

Viele Stunden Arbeit sind in die Produktion und Postproduktion des Videofilms geflossen. Nun möchte man den fertigen Film auf möglichst vielen Medienplattformen wiedergeben und dafür in viele verschiedene Formate konvertieren. Jetzt kommt der Media Encoder zum Einsatz. Mit dem Media Encoder kann ich einzelne Videoclips konvertieren oder Premiere Pro Sequenzen und After Effects Kompositionen exportieren. Der Media Encoder kommt auch zum Einsatz, wenn man beim Ingest mit Prelude Clips konvertieren möchte und er ermöglicht es auch Schnittsequenzen aus einer Final Cut XML Datei zu exportieren.

Export von Premiere Pro und After Effects

Über den Medienexport kann man mit der Funktion Warteschlange eine Sequenz von Premiere Pro an den Media Encoder senden. Dieser bekommt damit allerdings eine niedrige Priorität. Das bedeutet, dass er die Codierung anhält, wenn ich in Premiere Pro eine Wiedergabe starte. So kann ich an einem System weiter flüssig schneiden, aber wenn ich 40 Minuten eine Sequenz Sichte, dann arbeitet der Media Encoder in diesem Zeitraum überhaupt nicht. Da es keine Einstellung für die Priorität gibt, muss man die beiden Programme austricksen. Statt über die Warteschlangen-Funktion aus Premiere Pro startet man den Media Encoder manuell. Jetzt ziehe ich eine Sequenz aus dem Premiere Pro Projektfenster in die Warteschlange vom Media Encoder. Auf diese Weise hat der Media Encoder eine hohe Priorität und exportiert auch weiter, wenn ich in Premiere Pro eine Sequenz oder einen Clip abspiele.

Überwachte Ordner mit dem Media Encoder rendern

Premiere-Pro-Projekte lassen sich direkt in einem überwachten Ordner speichern und der Media Encoder exportiert automatisch alle Sequenzen auf der obersten Ebene des Projekts in die gewünschten Formate.

Alternativ kann man wie bei einem Clip einfach im Media Encoder auf die Plus-Schaltfläche klicken und statt einem Videoclip eine Premiere Pro Projektdatei auswählen. Es öffnet sich ein Fenster und ich kann dann die gewünschte Sequenz auswählen. Wichtig in beiden Fällen ist, dass das aktuell offene Premiere Pro Projekt gespeichert wird sonst exportiert der Media Encoder eventuell eine veraltete Version. Im Gegensatz zur Warteschlangen-Funktion wird nämlich keine temporäre Projektdatei angelegt.

Wichtig ist auch, dass Premiere Pro und der Media Encoder die gleiche Rendering Engine verwenden. Zwischen dem Software Modus und den GPU beschleunigten CUDA oder OpenCL Modi gibt es Berechnungsunterschiede – insbesondere bei Transparenzen. Nur wenn beide Programme identisch eingestellt sind, ist auch das Ergebnis so, wie man es in Premiere Pro geschnitten hat.

Seit einiger Zeit verwendet der Media Encoder auch einen nativen Premiere Pro Sequenz-Import. Dieser sorgt dafür, dass Sequenzen schneller geladen und exportiert werden können. Sollten Probleme beim Export auftreten kann man diese Funktion in den allgemeinen Voreinstellungen deaktivieren, um wieder den klassischen Dynamic Link Modus mit Premiere Pro zu verwenden.

After Effects funktioniert ganz ähnlich. Statt der internen Renderliste können Kompositionen zum Media Encoder geschickt werden. Man muss allerdings darauf achten, dass in der Komposition durchgehend eine Hintergrundebene verwendet wird. Mit der Hintergrundfarbe aus der Komposition kann der Media Encoder nichts anfangen und berechnet den Hintergrund stattdessen in schwarz. Da in der Renderliste von After Effects die Formate H.264 und MPEG2 nicht mehr unterstützt werden, müssen diese sowieso über den Media Encoder exportiert werden. Der Vorteil ist aber, dass man in After Effects weiterarbeiten kann, während der Media Encoder eine Komposition exportiert.

Für viele Workflows ist es auch praktisch, dass der Media Encoder direkt Final Cut XML Dateien verarbeiten kann. Wie die After Effects Komposition oder die Premiere Pro Sequenz kann eine XML Datei einfach per Drag und Drop in die Warteschlange geschickt werden. Der Media Encoder warnt auch, wenn Medien noch Offline sind.

Clips mit dem Media Encoder oder mit Prelude konvertieren

Eine ganz neue Funktion des Media Encoders CC 2015 ist die Integration des Media Browsers aus Premiere Pro. Über diesen lassen sich ganz einfach Clips auf der Festplatte auswählen, in die Warteliste ziehen und dort umwandeln.

Beim Import von Medien in Adobe Prelude können diese ebenfalls über den Media Encoder transkodiert werden. So kann sich ein Redakteur das Drehmaterial bequem auf einem Tablet ansehen. Oder es können Materialkopien erstellt werden, die sich besser verarbeiten lassen: Entweder Offline Versionen von High-Res Material mit niedrigeren Auflösungen und Bitraten oder umgekehrt stark komprimierte Formate in ein I-Frame-only freundliches Schnittformat. In Prelude kann man dafür auf alle im Media Encoder gespeicherten Profile zugreifen.

Überwachte Ordner sind eine zweite Variante mit der sich viele Clips in ein bestimmtes Zielformat konvertieren lassen. Der Media Encoder muss dazu im Hintergrund laufen und überprüft alle paar Sekunden, ob ein Clip in einem bestimmten Ordner liegt. Wenn ja wieder dieser in das entsprechende Format konvertiert und in einen Ausgabeordner gelegt. Praktischerweise lassen sich zu einem überwachten Ordner gleich mehrere Zielformate und Ausgabeordner angeben.

In der aktuellsten Version des Media Encoders können sogar Premiere Pro Projektdateien in einen überwachten Ordner gespeichert werden. Der Media Encoder exportiert dann automatisch alle Sequenzen, die auf der obersten Ebene im Projektfenster von Premiere Pro liegen. Eine große Erleichterung, wenn man verschiedene aktuelle Projekte immer wieder in dieselben Formate umwandeln muss. So erspart man sich die Mühe jedes Mal Exporteinstellungen und Speicherpfade von neuem angeben zu müssen.

Exportvorgaben definieren und synchronisieren

Adobe stellt schon sehr viele Export-Vorgaben zur Verfügung. Diese werden in den Systemvorgaben nach den Kategorien Bildsequenzen, Broadcast, Cinema, DVD und Blu-ray, Geräte, Kamera, Audio, Webvideo und Sonstige sortiert. Eine Vorgabe kann einfach auf einen Job in der Exportliste gezogen werden und wenn die parallele Kodierung in den Voreinstellungen aktiviert ist, dann exportiert der Media Encoder einen Job gleichzeitig in mehrere Formate. Gerade bei aufwendig zu berechnenden Sequenzen oder Kompositionen spart das enorm viel Zeit.

Es lohnt sich auch die Systemvorgaben noch an die eigenen Bedürfnisse anzupassen und dann als Benutzervorgaben zu speichern. Diese können in Gruppen abgelegt werden und dann schnelle einem Exportjob zugewiesen werden. Außerdem lassen sich die Benutzervorgaben über die Creative Cloud mit anderen Arbeitsplätzen synchronisieren. Wer das nicht möchte kann seine Vorgaben auch manuell am Media Encoder exportieren und an einem anderen System wieder importieren. Damit ist gewährleistet, dass man bei den jeweiligen Jobs auch immer wieder die gleichen Einstellungen anwendet.

Die Exporteinstellungen im Detail

Die Exporteinstellungen lassen sich in die Kategorien Effekte, Video- und Audioeinstellungen, Multiplexer, Untertitel und Veröffentlichen unterteilen. Zusätzlich kann das Material in den Tabs Quelle und Ausgabe beschnitten und skaliert werden. Bei der Ausgabe sollte man auf jeden Fall auch darauf achten, dass bei Konvertierungen von HD zu SD und umgekehrt keine schwarzen Balken an den Rändern auftauchen. Da Adobe vor einigen Jahren die Pixel-Seitenverhältnisse bei SD Material verändert hat, tauchen diese Fehler sehr oft beim Export aus.

Die Lösung ist bei der Quellenskalierung die Funktion “auf Füllgröße dehnen” anzuwenden. Leider ist diese Option nicht standardmäßig in den DVD Vorgaben aktiviert, sodass es sich lohnt eigene DVD Vorgaben bei der Konvertierung von HD Material anzulegen. Im unteren Teil der Exporteinstellungen kann der zu exportierende Bereich eingestellt werden. Auch hier sollte man darauf achten, dass nicht versehentlich In/Out Punkte von Premiere Pro übergeben werden. Der Export ist dann zwar sehr schnell, aber statt 45 Minuten wurden dann vielleicht nur ein paar Sekunden aus der Sequenz exportiert.

Effekte, Untertitel und Metadaten

In der Kategorie Effekte lassen sich Farb-Looks aus SpeedGrade auf den Clip anwenden. Wichtiger sind dann vielleicht die Bild- und Textüberlagerungen sowie ein Timecode. Gerade bei Korrekturfassungen und Sprachaufnahmen hilft der Sequenz-Timecode im Bild für eine bessere Abstimmung.

Eine recht neue Funktion in Premiere Pro sind die Closed Captions, die direkt in der Sequenz angelegt werden können. Über die Untertitel Kategorie lassen sich diese als externe Dateien abspeichern oder wenn das Format es erlaubt auch in den Film einbetten.

Über die Schaltfläche Metadaten lässt sich konfigurieren welche Dateiinformationen von den Quellclips in den exportierten Clip bzw. in ein Sidecar-File einfließen sollen. Gleichzeitig lassen sich weitere Informationen hinzufügen. Insbesondere für Archivsysteme können die Dateiinformationen sehr hilfreich sein.

Clips Veröffentlichen

Die Clips die auf die Festplatte exportiert werden können optional auch auf einen FTP Server geladen werden oder mit der aktuellen Version auch in den Creative Cloud kopiert werden. Durch die Creative Cloud App werden Dateien – in dem Fall das Video – automatisch den Creative Cloud Files hinzugefügt. Wenn der Clip mit der Cloud synchronisiert wurde, kann ein Freigabelink erstellt werden und wie bei anderen Dateien auch können Kommentare und Versionen hinzugefügt werden. Leider fehlt momentan noch eine Wiedergabe-Option im Browser, sodass ein Kunde oder Redakteur den freigegebenen Clip erst herunterladen muss.

Creative Cloud Export

Nach der Kodierung können Clips automatisch zur Synchronisation in den Creative Cloud Ordner kopiert werden. Von dort kann sich ein Redakteur die Clips ansehen, herunterladen oder kommentieren. Neben der Creative Cloud stehen zur Veröffentlichung der Clips noch Youtube, Facebook und Twitter im Media Encoder zur Verfügung.

Weitere Optionen und Smart Rendering

Bei Größenänderungen von Videoclips kann über die maximale Render Qualität ein besserer Skalierungsalgorithmus verwendet werden. Im GPU Rendermodus ist dieser stets aktiviert, sodass die Schaltfläche nur im langsameren Softwaremodus eine Auswirkung hat.

Wird eine Sequenz von Premiere Pro gesendet, so lassen sich die gerenderten Vorschaudateien zum Export verwenden. Aufwendige Effekte müssen dann nicht noch mal berechnet werden sodass der Export am Ende schneller geht. Unter Umständen kommt es aber zu mehrfachen Kompressionen der Videodaten und somit zu einer schlechteren Qualität. Ob das zutrifft hängt vom Format der Renderfiles ab. Dies kann in den Sequenzeinstellungen von Premiere Pro definiert werden. Einige Formate können durch ein sogenanntes Smart Rendering einfach bei der Ausgabe übernommen werden, sodass es zu keiner erneuten Konvertierung kommt, wenn das Renderformat und das Exportformat übereinstimmen. Völlig unproblematisch ist das bei Formaten wie Apple ProRes. Schwieriger ist es bei Formaten mit einer GOP Struktur, wie zum Beispiel XDCAM HD 422. Durch die Verwendung des Smart Renderings geht der Export zwar sehr schnell, aber die GOP Struktur ist dann unregelmäßig und nicht alle weiteren System können MXF Clips mit einer offenen GOP Struktur verarbeiten. Insbesondere für Archiv- oder Sendeformate sollte man die Smart Rendering Funktion daher deaktivieren, wenn sie verfügbar ist. Für Clips, die später in Premiere Pro weiterverarbeitet werden sollen, ist es ideal, da dadurch weniger Generationsverluste auftreten.

Smart Rendering mit dem Adobe Media Encoder

Bei MXF-basierten Formaten lässt sich das intelligente Rendering optional aktivieren. Wenn es möglich ist, wird das Ausgangsmaterial dann nicht erneut konvertiert, was die Qualität verbessert. Im fertig exportierten Film ist die GOP -Struktur danach allerdings unregelmäßig, was in anderen Programmen zu Problemen führen kann.

Für welche Formate steht Smart Rendering zur Verfügung? Bei I-Frame only Formaten wie Apple ProRes, DV-PAL, DVCPRO50 wird automatisch immer ein Smart Rendering durchgeführt, wenn das Quellmaterial dem Ausgabeformat entspricht. Bei den GOP-basierten Formaten kann die Funktion deaktiviert werden – denn Achtung: Standardmäßig ist es in den Export-Profilen aktiviert. Zu den Formaten wo man Smart Rendering verwenden kann gehört DNxHD, AS-11, XDCAM-EX, XDCAM-HD und XAVC-Intra und AVC-Intra – also die meisten Codecs unter dem Format MXF Op1a. Wenn due Funktion aktiviert ist, benutzt Premiere Pro es überall dort in der Sequenz, wo keine Effekte liegen oder schon passende Render Files erstellt sind und die Funktion Vorschauen verwenden aktiv ist.

Bei vielen Videocodecs – insbesondere bei den Produktionsformaten wie MXF oder QuickTime – ist es möglich den Clip in einem 10-Bit Farbraum zu exportieren. Dadurch können wesentlich mehr Farbabstufungen gespeichert werden. Das ist aber nur notwendig, wenn im Projekt 16-Bit Grafiken verwendet wurden oder wenn die Kamera bereits in 10-Bit Farbtiefe aufgezeichnet hat. Beim Export kann dann die Funktion “Rendern mit maximaler Tiefe” in den Videoeinstellungen aktiviert werden. Auch diese Funktion ist in den Standard Vorgaben von Adobe durchgehen deaktiviert und es lohnt sich bei Bedarf eigene Vorgaben zu erstellen.

Audio und Multiplexer Einstellungen

Grundsätzlich exportiert Premiere Pro alles in 16 Bit Stereo – selbst bei einer Mehrkanal-Master Sequenz die man von Premiere Pro sendet. Dort gibt es zwar auch die Funktion “Entspricht Sequenzeinstellungen”, die alle Videoeinstellungen korrekt aus der Sequenz übernimmt, aber leider nicht den Audio-Master. Hier also besondere Vorsicht oder lieber gleich eigene Vorgaben erstellen. Der Media Encoder kann je nach Format durchaus bis zu 32-Audiokanäle exportieren und das auch mit qualitativ hochwertigen 24 Bit oder 32 Bit Samplegrößen; man muss es ihm nur sagen.

Auch beim Audioformat lohnt es sich noch mal hinzuschauen. Bei den DVD Vorgaben ist standardmäßig PCM Ton aktiv, obwohl der Media Encoder auch Dolby Digital und Dolby Digital Plus erlaubt. Allerdings nur als Stereoton. Für 5.1 Ton muss man entweder Adobe Audition verwenden oder den Surcode Encoder von Minnetonka lizensieren. Mehr Glück hat man beim AAC Audioformat, dass bei H.264 zum Einsatz kommt und bei Windows Media. Bei beiden Formaten ist auch ein 5.1 Export möglich.

Bei den Exportformaten für Blu-ray und DVD wird der Multiplexer standardmäßig deaktiviert. So erhält man jeweils getrennte Dateien für Video und Audio, die sich in einer Autorenumgebung wie Adobe Encore CS6 wieder zusammenfügen lassen. Möchte man trotzdem beides in einer Datei haben, dann kann der Multiplexer wieder aktiviert werden. Beim H.264 Export bleibt der Multiplexer in der Regel auf MP4 stehen. Nur ganz alte Geräte wollen hier noch 3GPP oder alternative Stream-Kompatibilitäten für Playstation Portable (PSP) oder iPod. Aber wer will heute noch Daumennagel Kino.

Fast geschafft – jetzt nur noch die Videoeinstellungen

Und hier geht es dann noch mal richtig zur Sache. Die Kategorie Video überrascht bei jedem Format mit unterschiedlichen Begriffen und Einstellmöglichkeiten. Einige Formate, darunter H.264, erlauben die Abstimmung mit der Quelle, wobei die Eigenschaften für Breite, Höhe, Framerate, Halbbildreihenfolge, Pixelseitenverhältnis und Fernsehnorm beim Export dem Ausgangsmaterial bzw. den Sequenzeinstellungen entsprechen. Auch lassen sich bei manchen Videocodecs Eigenschaften wie Breite, Höhe und Framerate nicht beliebig oder auch gar nicht ändern. Nicht alle Codecs unterstützen beliebige Eigenschaften. Daher sind bei manchen Videoformaten – insbesondere bei den Produktionsformaten wie MXF Op1a, DNxHD oder QuickTime – die richtigen Einstellungen schnell gefunden.

Wichtiger ist bei diesen Formaten das Feld Video-Codec. Unter MXF OP1a findet man gleich eine ganze Reihe verschiedener Produktionsformate wie AVC-Intra, XAVC, DVCPRO, IMX, XDCAM EX, XDCAM HD und XDCAM HD 422. Meistens kann man aus den Bezeichnungen des Videocodecs auf Bildwiederholrate und Bitrate schließen. XDCAMHD 50 PAL bedeutet ein Codec mit 50 MBit/s und aus HD und PAL lässt sich ableiten, dass es ein HD Codec mit 1920×1080 und 25 Bildern pro Sekunde ist. AVC-Intra Class100 1080 ist ebenfalls volle HD Auflösung dieses mal aber mit 100 MBit/s Datenrate und gleichzeitig stehen noch verschiedene Frameraten zur Verfügung.

Neue Formate für 4K und 6K

GoPro Cineform Export mit dem Media Encoder

Als neuer Finishing Codec bietet der GoPro Cineform Codec eine hohe Qualität und sogar optional einen Alpha-Kanal an. GoPro Cineform lässt sich im Gensatz zu Apple ProRes auch unter Windows exportieren.

Die Kamerahersteller haben längst schon das Marktsegment der höheren Bildauflösungen entdeckt und sprechen von Ultra HD, 4K oder 6K Auflösungen. Natürlich müssen damit auch neue Videocodecs einhergehen, denn die alten Formate sind für solche Auflösungen – eventuelle sogar gepaart mit höheren Bildwiederholraten – nicht entwickelt. Bei der Verarbeitung in Premiere Pro ist das schon lange keine große Sache mehr, vorausgesetzt die Grafikkarte und CPU sind schnell genug. RED oder Blackmagic Videos mit 6K lassen sich importieren, genauso wie das Sony XAVC Format mit 4K.

Fehlte noch ein passender Export Codec: H.264 mit Level 5.2 geht zumindest schon bis 4.096 x 2.304 Pixel bei 50 Bildern pro Sekunde mit. Das reicht aber noch nicht für 6K Auflösungen. Auch das neu hinzugefügte XAVC Format kommt maximal auf eine 4K Auflösung, wobei es die Festplatten mit grandiosen 480 MBit/s schon sehr schnell füllt. HEVC H.265 könnte eine weitere Antwort auf riesige Videogrößen sein und wir werden gleich etwas mehr über diesen neuen Codec erfahren.

Beim QuickTime ProRes Export sind aktuell Bildgrößen bis 30.000 x 8.192 Pixel möglich, aber die I-Frame only Kodierung benötigt enorm viel Speicherplatz für eine hohe Qualität und ProRes Export steht auch nicht unter Windows zur Verfügung. Da Premiere Pro Seqenzen sowieso auf 10.240 x 8.192 Pixel begrenzt sind, ist das aber sicher zu verschmerzen.

Mit dem GoPro Cineform Codec hat Adobe jetzt ein weiteres Format lizensiert, was in den hochaufgelösten Bereichen eine Alternative bieten soll. Neben der guten Performance und den moderaten Datenmengen trotz hochauflösender Videos bietet dieses Format auch wieder einen Alphakanal an. Gerade für Compositing mit After Effects ist der Cineform Codec sehr interessant. GoPro Cineform wird im QuickTime Container exportiert. Daher muss als Format auch QuickTime ausgewählt werden. Praktischerweise stimmt der Media Encoder alle weiteren Einstellungen mit dem Clip oder der Sequenz automatisch ab. Als Option stehen die Farbtiefen 24Bit, 32Bit und 64Bit zur Verfügung. Nur die letzten beiden Optionen bieten den Alphakanal an und die 64Bit Option verwendet sogar eine 16Bit 4444 Abtastung. Reicht eine Farbtiefe von 8Bit 422 aus, dann sollte man die 24Bit Version nehmen, um die Datenrate klein zu halten.

Alternativ zu QuickTime hat Adobe im aktuellen Media Encoder noch den DNxHR Codec von Avid integriert mit dem sich 4K Videos im MXF Format exportieren lassen.

H.264 für die Veröffentlichung von Videos

Aufwendiger sieht es bei den Formaten zur Veröffentlichung auf Geräten oder im Internet aus. Zwar hat sich mittlerweile H.264 als Quasi-Standard etabliert, aber die Einstellungen deuten auf eine große Vielseitigkeit hin. Im Gegensatz zu den Produktionsformaten können hier Einstellungen wie Bitratenkodierung, Profile oder Level selbst vorgenommen werden.

Profile und Level bei der H.264 Kodierung

Die Berechnungsalgorithmen bei H.264 klingen schon kompliziert. Zum Glück gibt es da die verschiedenen Profile Baseline, Main und High, die einem die Arbeit sehr erleichtern und die sich auch direkt in Premiere Pro einstellen lassen. Die Profile definieren gemeinsam mit dem jeweiligen Level welche Datenraten und Bildauflösungen möglich sind. Am Ende entscheiden Level und Profile darüber, auf welchen Geräten ein Clip wiedergegeben werden kann. Quelle: Wikipedia (http://de.wikipedia.org/wiki/H.264)

Was versteht man also unter Profilen und Level. Für die Wiedergabe von Video auf den meisten Playern sind drei Profile möglich: Baseline, Main und High. Die Profile beschreiben Kodierungsalgorithmen und Technologien von unterschiedlich aufwendiger Berechnungsart. Ein Abspielgerät muss also über genügend Rechenleistung und Batteriekapazität verfügen, um solche Algorithmen schnell genug dekodieren zu können. Die Hersteller geben meistens in den technischen Spezifikationen an, welches Profil das Gerät schafft. In der Regel kann man sagen, dass bessere Profile bei gleicher Datenrate eine höhere Qualität bringen, aber mehr Leistung beim Dekodieren brauchen. Wählt man hier ein zu hohes Profil an, ist ein älteres oder langsameres Gerät nicht in der Lage dieses Video zu dekodieren und spielt das Video nicht ab.

Aktuelle Smartphones und Tablets sind in der Lage ein High-Profile abzuspielen, aber Geräte von vor 3-4 Jahren waren maximal in der Lage ein Main oder sogar nur Baseline Profil zu verwenden. Media Player am Computer – wie der VLC Player, der Windows Media Player oder der QuickTime Player – beherrschen alle drei Profile. Die Systemvorgaben von Adobe für unterschiedliche Geräte geben einen ersten Überblick welche Geräte welche Profile beherrschen.

Bei der Level Angabe geht es um die maximale Anzahl von Makroblöcken, die pro Sekunde erlaubt sind. Dazu wird das Videobild ähnlich wie ein JPEG in 8×8 Pixelblöcke unterteilt. Das Abspielgerät kann am Ende nur eine bestimmte Anzahl dieser Blöcke dekodieren und daraus ergibt sich dann eine maximale Bildauflösung und Bildwiederholrate. Gleichzeitig ist mit dem Level auch die maximal mögliche Datenrate definiert. Ein aktuelles Smartphone kann ohne Probleme einen Level 4.2 abspielen und damit sind dann 522.420 Makroblöcke pro Sekunde erlaubt. Das reicht für volle HD Auflösung mit 50 Bildern pro Sekunde. Ältere Geräte schaffen vielleicht nur einen Level von 3.1 und die Anzahl der Makroblöcke reicht dann nur für Auflösungen bis 1024×576 bei 25 Bildern pro Sekunde. Wenn man in Premiere Pro versucht eine höhere Bildauflösung oder Bildwiederholrate einzustellen, als der Level es erlaubt gibt es eine entsprechende Fehlermeldung. Schauen Sie also, welche technischen Voraussetzungen das Gerät bietet und wählen Sie danach Profil und Level aus.

Was ist denn nun mit H.265? Wie man in der Tabelle oben sieht, ist H.264 bis zu einem Level 5.2 definiert. Das reicht gerade noch für 4K Auflösungen mit 60 Bildern/Sekunde. Sollen die Videoclips noch größer werden, dann ist das sogenannte HEVC H.265 Format interessant, das sich seit der Adobe Media Encoder Version CC 2015 exportieren lässt. Es unterstützt derzeit einen maximalen Level von 6.2 mit dem sich Videoformate bis 8K (7.680 x 4.320 Pixel) mit mehr als 120 Bildern/Sekunde exportieren lassen. Der Flaschenhals dabei dürfte aktuell noch die Premiere Pro Sequenz sein, die noch nicht mehr als 60 Bilder zulässt…

Die Datenrate auswählen

Media Encoder H.264 Kodierung

Die Datenrate hat den größten Einfluss auf die Qualität und Größe der H.264 Videodatei. Es lohnt sich ein bisschen mit verschiedenen Datenraten zu experimentieren.

Am Ende bleibt die Datenrate, die über die Qualität und Dateigröße entscheidet. Nimmt man sich die Blu-ray mit einer maximalen Datenrate von 35 MBit/s als Vorbild, ist klar warum niedrige Datenraten bei voller HD Auflösung qualitativ nicht unbedingt besser wirken. Zugegeben, die meisten Blu-rays verwenden mittlere Datenraten zwischen 15 und 25 Mbit/s bei H.264 Video. Wenn für ein online Video auf der eigenen Webseite 1-2 MBit/s die Obergrenze sein soll, dann ist es besser, wenn man die Bildauflösung deutlich heruntersetzt. Vielleicht reicht ja 960 x 540 Pixel aus. Wenn es nicht gerade ein Action Trailer mit vielen Schnitten und viel Bewegung ist, dann ist die H.264 Long-GOP Kodierung sogar sehr effizient. Wenn es dann doch ein detailreiches Video ist, dann sollte man die Datenrate entweder erhöhen oder die Bildauflösung noch weiter nach unten setzen. Hier hilft ein bisschen Erfahrung aber der Unterschied in der Datenrate zwischen einem abgefilmten Vortrag ohne Kamerabwegung und Schnitt und einem Musikvideo mit vielen Schnitten und Bewegungen kann bei gleicher Bildgröße schon mal den Faktor 5-6 haben. Das heißt der Vortrag sieht bei 0,75 MBit/s noch gut aus, aber das Musikvideo besteht bei gleicher Datenrate fast nur noch aus Blockartefakten. Hier sind dann schon Datenraten von 3-4 MBit/s notwendig um eine ordentliche Qualität bei 960 x 540 Pixeln zu erhalten. Und damit sind wir noch nicht bei voller HD Qualität angekommen. Diese könnte dann gerne auch 8 MBit/s und mehr betragen, womit bereits viele DSL Leitungen über einen längeren Zeitraum ziemlich überfordert sein dürften. Für ein Video auf der eigenen Webseite gilt es also einen guten Kompromiss zwischen Datenrate und Bildauflösung zu finden. Anders sieht es bei online Videodiensten wie Youtube aus. Diese erstellen sich von dem hochgeladenen Video verschiedene Versionen. So kann Youtube bei der Verbindungsgeschwindigkeit und für jedes Gerät ein optimal kodiertes Video ausliefern. Wichtig ist dafür, dass das Video welches ich hochlade eine sehr hohe Qualität hat, um Generationsverluste möglichst gering zu halten. Datenraten von 10-20 MBit/s bei HD Videos sind da durchaus angebracht, denn verbessern wird Youtube die Qualität bei einer erneuten Kodierung auf gar keinen Fall.

Fazit

Leider gibt es mehr Videoformate als so manchem Anwender lieb ist, denn das Ziel ist es eine immer bessere Videoqualität bei kleineren Dateigrößen zu erhalten. Mit jeder Version des Media Encoders fügt Adobe daher neue Formate hinzu oder erweitert die bestehenden, damit der Media Encoder auch in Zukunft eine große Flexibilität bietet und nahezu allen Kunden- und Formatwünschen gerecht werden kann.

Ich hoffe, dass ich Ihnen mit diesem Artikel einen guten Überblick über die Videokodierung mit dem Adobe Media Encoder geben konnte und Sie können die aktuelle Version des Adobe Media Encoder im Zusammenspiel mit Premiere Pro für 7 Tage kostenlos testen oder direkt auf der Adobe Webseite abonnieren:

Für weitere Fragen zum Thema nutzen Sie einfach die Kommentarfunktion weiter unten.

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